Markus Meyer

Markus Meyer – Präsident Handelsverband Möbel und Küchen (BVDM)

Herr Meyer, was fasziniert Sie an der Möbelbranche?

Die Möbelbranche ist eine der schönsten Branchen überhaupt. Wir haben mit guten und innovativen Produkten zu tun, welche beim Endkunden eine hohe Priorität haben. In kaum einer Branche kann man so kreativ und vielfältig arbeiten. Wir bieten ein riesiges Spektrum von Arbeitsmöglichkeiten. Handel bedeutete schon immer auch Wandel. Wir haben ständig neue Herausforderungen, was die Arbeit auch so abwechslungsreich macht.

Wie wollen Sie als Präsident des BVDM den Handel künftig noch besser erreichen? Welche Herausforderungen gehen Sie künftig an?

Wir möchten in der Zukunft noch enger und vernetzter mit dem Handel zusammenarbeiten. Im BVDM-Präsidium sitzen Vertreter von fünf verschiedenen Verbänden. Wir bieten den Einkaufsverbänden, in welchen die überwiegende Anzahl der deutschen Möbelhändler organisiert sind, eine aktive Zusammenarbeit an. Dafür können wir auch neue Wege beschreiten. Gerade in Zeiten der Pandemie haben wir doch gesehen, wie wichtig es ist, sich politisches Gehör zu verschaffen. Damit wir von der Politik entsprechend wahrgenommen werden, ist es unerlässlich mit einer Stimme für den Handel zu sprechen. Besser wäre natürlich mit einer Stimme für die ganze Branche. Weiterhin stehen wir im Handel vor großen Herausforderungen. Die Folgen der Ukraine-Krise und von Corona sind zurzeit die beherrschenden Themen, aber wir werden uns noch intensiver dem Fachkräftemangel, dem Lieferkettengesetz, der Digitalisierung und dem veränderten Käuferverhalten widmen. Apropos Digitalisierung: Unser Möbeltaschenbuch, welches seit 30 Jahren nur in gedruckter Form erschienen ist, haben wir erstmalig als Flipbook und im pdf-Format unter dem neuen Namen „BVDM digit@l Guide“ veröffentlicht. Dieses Nachschlagewerk stellen wir dem gesamten Möbelhandel zur Verfügung.

Wie ist es dem Möbelhandel im letzten Jahr ergangen?

Der erneute Lockdown von Dezember 2020 bis Mai 2021 zeigte, dass sich auch die Möbelhändler mit verschiedensten Möglichkeiten beschäftigen mussten, wie sie ihr Geschäft wenigstens teilweise wieder betreiben konnten. Neben den reinen Online-Aktivitäten wie Web-Shop, Marktplätze oder auch Social Media, standen Click & Meet, Call & Meet und Click & Collect im Fokus. Der Möbelhandel war so uneingeschränkt zu erreichen und für den Kunden da. Das war zwar ein erster Schritt, konnte aber keine dauerhafte Öffnungsstrategie sein. Ab März 2021 gab es bei einer stabilen oder sinkenden 7-Tage-Inzidenz zwischen 35 und 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner wieder Öffnungsmöglichkeiten im Non-Food-Einzelhandel. Dabei war die Zahl der Kunden im Geschäft begrenzt – auf eine Kundin oder einen Kunden pro 10 Quadratmeter für die ersten 800 Quadratmeter Verkaufsfläche und einem weiteren für jede weiteren 20 Quadratmeter. Über den Sommer hinweg gab es keine Einschränkungen für den stationären Einzelhandel. Mit diesen musste der Non-Food-Fachhandel ab Herbst 2021 rechnen. Belastet wurden die Händler Ende Oktober mit verschärften Corona-Regeln. Mit Ausnahme von Geschäften des täglichen Bedarfs wie Supermärkte und Drogerien, durften wegen der vierten Corona-Welle nur Geimpfte oder Genesene (2G) die Läden betreten. Zudem wurde auch unsere Branche von Lieferproblemen geplagt. Aktuellen Hochrechnungen auf Basis der ersten zehn Monate 2021 zur Folge konnte der Möbelhandel dennoch den Umsatz des Vorjahres um rund 2 Prozent übertreffen. Allerdings war die Entwicklung in den einzelnen Warengruppen völlig heterogen: Der Büromöbel- und der Küchenmarkt war absoluter Wachstumstreiber in der Krise, wohingegen der Matratzen- und Gartenmöbelbereich Verluste hinnehmen musste. In 2022 wird der Möbelhandel Störfaktoren wie die Ukraine-Krise, das weitere Pandemiegeschehen, Inflation, Lieferengpässe sowie erwartete Verschiebungen bei Konsumausgaben in andere Bereiche wie Tourismus zu bewerkstelligen haben.

Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Meyer.

Im März 2022

Christoph Lockemann von der SIGNAL IDUNA Gruppe

Das Unternehmen

Die SIGNAL IDUNA Gruppe ist seit über 100 Jahren am Markt. Sie hält heute das gesamte Spektrum an modernen Versicherungs- und Finanzdienstleistungen für den Einzelhandel bereit. Seit ihrer Gründung ist die SIGNAL IDUNA berufsständisch orientiert. So pflegt sie aus ihrer Tradition heraus nach wie vor besonders enge Beziehungen zu den Handelsverbänden in Deutschland.

Die SIGNAL IDUNA ist ein Zielgruppenversicherer – was bedeutet das konkret?

 Schon immer sind wir eng mit dem Handel verbunden und bieten passgenaue Lösungen und umfassenden Versicherungsschutz für nahezu alle Risiken. Um die Bedürfnisse der Kernzielgruppe Handel noch besser zu verstehen, begannen wir Ende 2018 als sogenannte Zielgruppenjourney unsere Reise. Über mehrere Monate haben wir mit vielen Betriebsinhabern in ganz Deutschland über ihre Unternehmen gesprochen – und vor allem zugehört. Denn unser Ziel ist es, den Einzelhandel zu verstehen und zu stärken.

Durch die Interviews haben wir tiefe Einblicke in die Branche bekommen und konnten uns einen genauen Überblick über die Schmerzpunkte des Einzelhandels verschaffen. Auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse haben wir unser speziell auf den Handel zugeschnittenes Lösungsangebot entwickelt.

Kurzum: Wir haben den Kunden in den Mittelpunkt unserer Wertschöpfung gestellt und sind weiterhin permanent mit unseren Kunden aus der Zielgruppe Handel im Austausch.

Inwiefern unterstützt die SIGNAL IDUNA den Einzelhandel?

Wir finden, der Einzelhandel ist „Anfassbar gut.“! Denn genau das ist es, was den lokalen Handel ausmacht: Nur vor Ort können Produkte gefühlt und anprobiert oder einfach in die Hand genommen werden.

Dementsprechend wurde 2020 gemeinsam mit dem Handelsverband Deutschland (HDE) die gleichnamige Gemeinschaftsinitiative zur Stärkung des lokalen Handels ins Leben gerufen.

Das Herzstück dieser Initiative ist unsere Webseite anfassbargut.com, auf der Händler für sie zusammengestellte Inhalte finden und entsprechend auch nutzen können.

Um die Zielgruppe noch stärker zu supporten und dem Handel eine Plattform zu bieten, küren wir regelmäßig den „Anfassbar gut.“–Laden des Monats. Diesen präsentieren wir u. a. im Rahmen eines exklusiven Händlerportraits auf unseren Social Media-Kanälen.

Zusätzlich wurde im September 2020 eine branchenweite Imagekampagne mit dem Titel „Nicht nur klicken, auch anfassen.“ zur Belebung der deutschen Städte gestartet. Bislang wurde diese sehr positiv aufgenommen. Es wurden bereits 30 Mio. Menschen mit der Kampagne erreicht und es konnten zahlreiche Unterstützer aus dem Handel gewonnen werden. Alle Inhalte samt eines fantastischen Kampagnenvideos, das den lokalen Einkauf als Erlebnis für alle Sinne illustriert, sind auf nichtnurklicken.de zu finden.

Welche Problemlöser bietet die SIGNAL IDUNA dem Handel aktuell?

In erster Linie verstehen wir uns als starken Partner, der die Händler mit seinen Angeboten in ihrem Alltag unterstützt. Konkret geht es dabei um digitale Lösungen, die zum Beispiel die Sichtbarkeit im Internet verbessern oder helfen, passende Finanzierungsangebote online ganz einfach zu finden.

Doch das ist nicht alles: Besonders stolz sind wir auf unsere beiden Versicherungsprodukte, den SI-Handelsschutz und den SI-Abmahnschutz, die speziell für und sogar gemeinsam mit Händlern entwickelt wurden. Damit liefern wir einen echten und innovativen Mehrwert, wenn es um die passende Absicherung für den Handel geht.

Welche Vorteile bietet speziell der SI-Abmahnschutz?

Der SI-Abmahnschutz ist eine einzigartige Absicherung gegen Online-Abmahnungen. Mit der eigenen Online-Präsenz eines Händlers wächst oft auch das Risiko einer Abmahnung. Denn jeder zweite Händler wurde schon einmal abgemahnt. Unser Kunde aus dem Handel will online sicher agieren.

Dabei helfen vor allem die drei Highlights des SI-Abmahnschutzes:

  • Wir bieten eine Absicherung vor Online-Abmahnungen bis 100.000 €.
  • Wir bieten eine garantierte Leistung durch den Versicherungsvertrag, was auf dem deutschen Markt einmalig ist.
  • Wir bieten den vollständigen Ersatz der gerichtlichen und sogar der außergerichtlichen Kosten.

Darüber hinaus leisten wir das ganz ohne Selbstbeteiligung und der SI-Abmahnschutz kann einfach direkt online abgeschlossen werden.

Wie geht die Zielgruppenjourney „Einzelhandel“ weiter?

Wir sind weiterhin auf der Suche nach den besten branchenspezifischen Lösungen für den Einzelhandel und befinden uns stets im engen Austausch mit unserer Zielgruppe, dem Einzelhandel.

Nur so können wir unsere Lösungen weiterentwickeln und gewährleisten, dass wir auch genau die richtigen Lösungen für den Handel anbieten.

Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Lockemann.

Im Juni 2022

Daniela Schmitt, Ministerin  für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz

Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau

Das Spektrum des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau (MWVLW) ist groß. Wirtschafts- und Strukturpolitik, grenzüberschreitende Zusammenarbeit, Innovationsförderung, Weinbau, Weinüberwachung, die Landesgartenschau, Landwirtschaft, ländliche Entwicklung sowie Straßenbau, ÖPNV oder Grundsatzfragen der Mobilität gehören dazu.

Frau Ministerin, Sie zeichnen verantwortlich für den Regierungsschwerpunkt „Innenstädte der Zukunft“.
Welche Vorhaben fassen Sie darunter zusammen?

Die „Innenstädte der Zukunft“ bilden einen ressortübergreifenden Schwerpunkt der Landesregierung. Die Stadt- und Ortszentren sollen als wirtschaftliche, kulturelle und kommunikative Zentren des Austauschs und des Miteinanders erhalten und wieder lebendiger und attraktiver werden. Dieses Ziel möchte die Landesregierung über einen breiten gesellschaftlichen Beteiligungsprozess erreichen – gemeinsam mit den Menschen und den Innenstadtakteuren vor Ort, mit Wirtschaft und Wissenschaft, Handwerk, Handel, Banken und Behörden, mit Gastronomie und Kulturschaffenden.

Im Mittelpunkt der „Innenstädte der Zukunft“ steht die Aktivierung von privaten Initiativen ausgehend von den Ideen der lokalen Akteure vor Ort. Die Landesregierung will vorhandene Potenziale mithilfe eines breiten Instrumentenkastens unterstützen und aus passgenauen Ideen tolle Projekte sprießen lassen.

Dazu bringen wir einerseits innerhalb der Landesregierung Initiativen auf den Weg. Andererseits wirken wir nach außen, stärken die Verbindung zwischen Politik und innerstädtischen Akteuren und damit gleichzeitig die innerstädtischen Netzwerke. Gemeinsam wollen wir Synergien identifizieren und befördern, Besonderheiten herausarbeiten und gemeinsam mit allen Beteiligten neue Attraktivität für die Innenstädte schaffen.

Daniela Schmitt, und Thomas Scherer im Gespräch

Innenstädte sind Kommunikationspunkte. Sie erfüllen auch viele soziale Funktionen und müssen daher leicht erreichbar sein. Wie kann man die Erreichbarkeit der Innenstädte auch in Zukunft – unabhängig vom genutzten Verkehrsmittel – sicherstellen?

Damit die Innenstädte für Anwohner, Gäste, Pendler und Lieferanten gut erreichbar sind, muss ein kluges Verkehrsmanagement für alle Verkehrsträger gewährleistet werden. Was wir brauchen, sind eine leistungsfähige, innovative und barrierefreie Verkehrsinfrastruktur und vernetzte, klimafreundliche Mobilitätslösungen.

Konkrete Maßnahmen wären hier beispielswiese eine engere Verknüpfung des Radverkehrs und auch des Radtourismus mit den Zentren. Oder die Kombination von neuen Verkehrsformen wie E-Scooter und E-Roller mit dem ÖPNV und on-demand-Systemen. Zudem könnten Mobilitäts-Hubs als Schnittstellen zwischen den verschiedenen Verkehrsarten wie dem motorisieren Individualverkehr, ÖPNV, car-sharing, E-Kleinfahrzeugen, (Leih-)Radverkehr- und Fußverkehr eingerichtet werden. Auch für innerstädtische Logistik, den Transport von Waren, eröffnen beispielsweise E-Lastenräder ganz neue Perspektiven. Denkbar ist hier vieles, es geht aber immer um individuelle Lösungen für jede einzelne Stadt.

Durch Neufassung des LEAP-G wurde ermöglicht, nunmehr auch BiD-Projekte in Rheinland-Pfalz durchzuführen. Wie kann das Land die Akteure vor Ort hier unterstützen?

 Auch wenn BID-Projekte nach dem LEAPG durch privates Kapital finanziert werden sollen, hat es sich in Gesprächen mit Experten als erforderlich herausgestellt, BID-Initiativen mit einer Anschubfinanzierung zu fördern. Eine solche Förderung bereiten wir im Wirtschaftsministerium derzeit vor. Von den Pilotprojekten erwarten wir uns weitere Erkenntnisse darüber, in welcher Form BIDs zur Attraktivitätssteigerung der Innenstädte beitragen – also darüber, was im Rahmen eines BIDs gut funktioniert und was vielleicht weniger gut. Denn auch die BIDs unterscheiden sich in ihrem Maßnahmenbündel ja von Stadt zu Stadt und sind auf die jeweilige Situation zugeschnitten. Wo sich die eine Stadt die Belebung von Leerständen zur Aufgabe macht, ist in einer anderen womöglich die Sauberkeit oder fehlende Aufenthaltsmöglichkeiten das Hauptziel. Hier kann jedes BID ganze individuelle und auf die Stadt passgenaue Maßnahmen entwickeln und umsetzen.

Die Corona-Pandemie und nun die Kaufzurückhaltung aufgrund des Ukraine-Krieges führen zu Frequenzverlusten in den Innenstädten. Besonders schwer betroffen sind die Unter- und Mittelzentren. Wie kann man gerade diesen helfen?

Unser Regierungsschwerpunkt „Innenstädte der Zukunft“ richtet sich ausdrücklich an Innenstädte und Ortszentren, so steht es in unserem Leitbild. Das drückt sich auch ganz konkret in Fördersummen aus. So hat die Landesregierung das Modellprojekt „Innenstadt-Impulse“ im vergangenen Mai auf die Mittelzentren ausgeweitet. Damit stehen den Mittelzentren für das laufende Jahr 5 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung.

Und bereits Ende vergangenen Jahres habe ich einen Förderaufruf für Innenstädte und Zentren im ländlichen Raum gestartet. Hierfür werden 2,5 Mio. Euro an ELER-Mitteln zur Verfügung gestellt. Die ersten Anträge wurden bereits bewilligt. Dabei werden beispielsweise ein neuer Generationentreff als Treffpunkt in der Dorfmitte oder eine Initiative zur Leerstandsnutzung gefördert.

Was finden Sie persönlich attraktiv an Innenstädten, was Sie veranlasst, auch in den Städten einzukaufen?

Ich mag besonders die kleinen inhabergeführten Geschäfte mit einem individuellen Sortiment. Wenn ich dann noch eine abwechslungsreiche Gastronomie genießen und kulturelle Angebote erleben darf, sind das für mich sehr gute Gründe, in die Stadt zu fahren. Das ist auch ein Ziel unseres Regierungsschwerpunkts: Einkaufen, Genuss und Kultur sollen zu einem Gesamterlebnis verschmelzen, welches eben nur die Innenstädte und Ortszentren bieten.

Vielen Dank für das Gespräch.

Im Juli 2022

Quellen:

Foto: Porträt Daniela Schmitt; Quelle: Jan Hosan/MWVLW
Foto: Innenstädte der Zukunft, im Gespräch; Quelle: MWVLW